Grundpfandrechte für besicherte Anleihen schützen nicht vor Insolvenz

Schwierigkeiten bei der Bilanzerstellung der WGF, der Westfälischen Grundbesitz und Finanzverwaltung AG ließen Anleger unruhig schlafen. Eine Kursaussetzung der Anleihen setzt ebenfalls keine Anleger in Verzückung.

Die seit langem überfällige Veröffentlichung des Jahresabschlusses wurde durch einen Insolvenzantrag der WGF begleitet. Die WGF stellte in Ihrem Jahresabschluß einen Bilanzverlust von ca 70 Millionen Euro fest. Der Insolvenzantrag wurde allerdings auf Antrag zur Eigenverwaltung im Eröffnungsverfahren gestellt und das zuständige Insolvenzgericht genehmigte zunächst die Eigenverwaltungs- Insolvenz.

Die WGF ist ein Immobilienkonzern, die ihre Vorhaben durch die Begebung von Anleihen und Genussscheinen finanziert.  Insgesamt stehen ca 200 Millionen Euro Anleihen und Genussscheine aus. Eine Anleihe zur Tilgung im Dezember 2012 konnte nach eigener Recherche nicht zurückgezahlt werden.

Dadurch, dass die WGF ihren Publizitätspflichten nicht nachgekommen ist, wurden von der Börse die Anleihen vom Handel ausgesetzt. Mit der Veröffentlichung des Jahresabschlusses wurde gleichzeitig der Insolvenzantrag gestellt.

Die WGF könnte dem Segment der Mittelstandsanleihen zugeordnet werden.  Anleger sollten erkenn, dass der Kauf von Anleihen eine Krediteinräumung bedeutet und das Risiken vorhanden sind.

Vorteilhaft könnte jedoch sein, dass das Insolvenzgericht eine Eigenverwaltung der Insolvenz zugestimmt hat. Das könnte der erste positive Punkt für Anleger bedeuten.

Welche Maßnahmen können Anleger bei einer Insolvenz einleiten?

Regelungen für eine Insolvenz oder allein für das Ausbleiben von Zinsen und Tilgungen sind im Wertpapierprospekt der Anleihen zu finden. Es heißt jetzt Fristen wahren und gegebenenfalls kündigen. Betroffen sind auch Anleger, deren Anleihen in nächsten Jahren fällig werden. Nehmen Sie den Wertpapierprospekt zur Hand und schauen sich die Chancen, Risiken und die Ausfallmodalitäten an.

Vom Regen in die Traufe, die Hatz hat begonnen

Viele Anleger merken, dass jetzt eine Hatz auf die WGF losgeht. Sogenannte Fachanwälte, Anlegerschutzanwälte und ähnliche anwaltlich gesteuerte Interessengemeinschaften entstehen. Hier gewinnt der „Schutzanwalt“ am meisten Kunden, der viel Geld in Werbung investiert. Hier wird die Mandantengewinnung monetarisiert. Sicherlich sind viele Arten von Schadensersatzansprüchen zu prüfen. „Anlegerschutzanwälte“ prüfen in der Regel hinterher. Die Kosten dafür tragen die auftraggebenden Mandanten. Einige Anwälte brüskieren sich mit mehreren hundert Mandaten, die Sie vertreten. Wollen sie die Nummer 597 sein?

Ob man als Anleger bei demjenigen gut aufgehoben ist, der mit viel Werbeaufwand Mandanten einwirbt bleibt dahingestellt. Suchen Sie sich bei Bedarf einen vertraulichen Beistand ihrer Wahl.

Im Insolvenzfall bleibt bei dieser Art von besicherten Anleihen, die mit Grundpfandrechten besichert sind abzuwarten, inwieweit die Sicherheit bei einem Notverkauf zu einem vernünftiger Preis führt. Das könnte ein Grund sein, warum das Insolvenzgericht eine eigenverantwortliche Insolvenzverwaltung genehmigt. Sollten die Grundpfandrechte werthaltig sein, können Spekulanten den Anleihenotierungen Liquidität verleihen.

Die WGF benötigt Zeit

Wie holt man sich die Zeit? Eine Chance um Zeit zu gewinnen, sind beispielsweise Gläubigerversammlungen für die Anleihen, um hier durch Abstimmung Rückzahlungen und Zins neu zu bestimmen und so dem Unternehmen Chancen zur Fortführung oder zur Liquidation in einem geregelten Rahmen zu geben.

Problematisch bleibt allerdings die Insolvenz, denn für den Zeitraum des Insolvenzverfahrens können keine Anleihen emittiert werden und somit fließt zunächst kein Emissionskapital dem Unternehmen zu. Die benötigte Liquidität kann zum Teil nur aus Mieterträgen und Verkäufen generiert werden.

Weitere Kunden-Informationen zur WGF

Es bleibt für den Anleger zu hoffen, dass die hinterlegten Sicherheiten auch werthaltig sind, dass umsichtig gehandelt wird und dass ihnen trotz der aktuellen Unannehmlichkeiten kein Schaden entsteht.

Eine Streuung des Kapitals beim Geld anlegen sollte grundsätzlich in die persönliche Anlagestrategie mit einfließen.